Flut

Der Totalschaden durch die Flut im Juli an der Paul-Klee-Förderschule in Leichlingen war drängendes Thema auf der heutigen Tagesordung im Schulausschuss des LVR.

Der LVR steht mit damit vor großen Herausforderungen – und es ergeben sich bedeutende Handlungsoptionen und Erfordernisse! Wird der LVR die Gelegenheit nutzen, um endlich die inklusive Entwicklung im Gebiet voranzubringen?

Wir sind gespannt! Nach der heutigen knappen Diskussion bin ich skeptisch. Für mich sieht es nicht danach aus, als ob die Verwaltung auch nur ansatzweise bereit ist, darüber nachzudenken, sich jetzt die Mühe zu machen, die Schülerinnen mit Förderbedarf in Regelschulen zu inkludieren.

Selbst bei dieser unerwarteten Gelegenheit beruft man sich erneut auf das Märchen vom „Elternwahlrecht“, das de facto kein Wahlrecht ist: https://inkluenzerin.com/2020/12/04/das-maerchen-vom-elternwahlrecht/

Die Heuchelei beim diesem Märchen: Es wird verschleiert, dass der nötige Systemwechsel hin zur Inklusion ein nicht verwirklichtes Menschenrecht ist – und dass die Verantwortung für die Durchsetzung dieses Rechts nur von Politikern und Bildungsbehörden übernommen werden kann. Und NICHT von den Eltern.

Eltern werden sich nämlich immer weiter notgedrungen für eine der von unserer konservativen Regierung lobenswert ausgestatteten Förderschulen entscheiden müssen, solange es kein gut funktionierendes inklusives Angebot an Regenschulen gibt. Wie sich das anfühlt, weiß ich aus persönlicher Erfahrung. Mit Freiheit hat das nichts zu tun. 

Dennoch bekräftigten sowohl die Verwaltung des LVR als auch die CDU, dass den Eltern der in Leichlingen beschulten Kinder das Schulwahlrecht zustehe und sie sich für diese Schulform „entschieden“ hätten, so dass sie jetzt nicht dazu „genötigt“ werden könnten, ihre Kinder auf eine andere Schule zu geben.

Jürgen Dusel (CDU) sagte den wunderbaren Satz: „Wer Inklusion will, sucht Wege –  wer sie nicht will, sucht Begründun­gen“. Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen. 

Bitte weitersagen:

Der LVR fördert den Bau inklusiver Wohnprojekte!

Seit mehr als einem Jahr lebt mein Sohn in einer stationären Wohngruppe einer Einrichtung des LVR, in einem Sondersystem, einer liebevollen, aber doch geschlossenen Welt, abgeschottet vom Leben der Anderen, der Mehrheitsgesellschaft. In diesem Haus arbeiten und wohnen ganz überwiegend wunderbare Menschen und meinem Sohn geht es dort sehr gut. Ich muss mit dem Widerspruch leben, dass wir Nutznießer dieser exklusiven Struktur sind und dennoch diese Sondersysteme, die immer auch Abhängigkeitssysteme sind, für einen großen Fehler halten. 

Auf dem Bild macht er sich gerade auf den Weg nach Hause. Der Abendhimmel spiegelt perfekt meine widerstreitenden Gefühle: Dankbarkeit dafür, dass wir uns nach 23 Jahren voneinander lösen können, dass er umgeben ist von freundlichen und fürsorgenden Menschen – und ich wieder mehr Freiheiten leben darf, Entlastung erfahre. Und Kummer. Über sein Leben in einer Umgebung, in der ihm Menschen ohne Behinderung derzeit in der Regel nur als Betreuer begegnen. Oder als Ärzte, Lehrer, Berater. 

Wir brauchen dringend mehr Wohnformen, bei denen Inklusion nicht nur draufsteht, sondern drinsteckt.