Silvester 20/21: All dressed up and nowhere to go. 🎉

Heute hier mein allerherzlichstes Dankeschön an Euch! Lasst uns 2021 nutzen und weiter für eine gerechtere, solidarische, inklusive Gesellschaft streiten.

Kommt alle gut rüber – wir sehen uns wieder im neuen Jahr. Bleibt gesund, passt gut auf Euch auf. Happy 2021!

Simone 🎆

Gastfreundschaft – 25 Jahre Wohngemeinschaft Naunynstraße

„Samstag morgen. Frühstück. Es ist nicht klar, wie viele mitessen. Es werden immer mehr. Eine Nachbarin, eine Frau aus der Psychiatrie, ein Geistlicher und Banker aus gutem, reichen Hause, ein Moslem, meine Tochter und ich, Christian, Franz und weitere. Das Gespräch geht um Banken und Macht, um Protest gegen Banken und wie es ist, diesen Protest als Mitglied des Managements der Bank zu erleben. Während des Gesprächs wird dem Geistlichen klar, dass die Nachbarin zum bewaffneten Widerstand gehörte, lange Zeit im Gefängnis saß. Und er sagt: „Mein Vater stand auf der Liste der Leute, die ermordet werden sollten. Die Angst um ihn hat lange unser Leben bestimmt.“ — Und beide Seiten versuchen ein Gespräch, auch wenn Worte manchmal fehlen. Beide Seiten achten einander; es ist ein sehr sehr schwieriges Gespräch, aber es ist eins. Und sie vereinbaren weitere Treffen. Sie merken, dass sie, wenn auch von völlig verschiedenen Seiten kommend, auf der gleichen Suche sind. Das ist für mich das eigentliche an Eurer Gemeinschaft: Dass Menschen, auch ich, sich verändern, wenn sie bei Euch sind. (Michael Herwartz, Erftstadt-Köttingen, 29. Februar 2004)

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Das Märchen vom Elternwahlrecht

Was ich hier zu sagen habe, werden viele nicht gerne hören. Es ist ein  Gemeinplatz: „Inklusion ist ja gut und schön – aber die Wahlfreiheit für Eltern muss erhalten bleiben!“ Wer würde hier widersprechen? Der Satz schreit geradezu nach Zustimmung. Und führt doch gefährlich in die Irre.

Zunächst einmal ist festzuhalten: Aus der UN-Behindertenrechtskonvention lässt sich kein Elternwahlrecht ableiten. Das Märchen vom Elternwahlrecht weiterlesen

Wer gegen die AFD kämpft, muss den Islamismus genauso bekämpfen!

Ahmet Özdemir hatte als Kind „alles, was eine Karriere im deutschen Schulsystem erschwert: Türkische Eltern, die kein Deutsch sprachen, vier große Geschwister auf der Hauptschule – und dunkle Haare und Augen.“* Heute ist er Dozent an zwei Fachhochschulen und Autor: Mit seinen beiden Kinderbüchern zum Thema Inklusion wurde er deutschlandweit bekannt. Wir sprechen über seine Bücher, Inklusion und über den gefährlichen Einfluss Recep Tayyip Erdogans in Deutschland.

Du umschreibst dein Leben mit den Worten „irritiert statt integriert“, so heißt auch dein erstes, autobiographisches Buch. Wo liegt das Problem?

Ahmet: Meine Eltern leben seit 50 Jahren hier. Ich selber bin in Deutschland geboren, hier aufgewachsen, habe hier Abitur gemacht und studiert. Wenn man mich fragt: „Was bist Du, Türke oder Deutscher?“, dann möchte ich antworten: „Deutscher!“ Aber ich werde so nicht wahrgenommen. Weder in der Schule noch an den Wer gegen die AFD kämpft, muss den Islamismus genauso bekämpfen! weiterlesen

Es geht darum, das Leben auf die Kette zu kriegen

„Als meine Schulklasse aufgelöst wurde und die Schüler einfach in Regelschulen gesteckt wurden, war das regelrecht ein Vergehen an den Schülern!“ Die Sprachnachricht der Sonderpädagogin Monika Tielmann wurde zum Anlass für ein intensives Gespräch.

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Später habe ich verstanden, dass ich Gott beherbergt habe

Zuerst konnte ich es kaum glauben: Familie Herwartz, selbst schon zu sechst, nahm vor Jahren eine Frau samt ihrer vier Kinder aus Bosnien bei sich zu Hause auf. Michael Herwartz, von Beruf Bewährungshelfer und damals Hausmann, berichtet mir von einem einzigartigen Jahr voller Überraschungen, Tragik und einer unvergleichlichen Lebendigkeit. Michael erzählt:

Der bosnische Bürgerkrieg war eine humanitäre Katastrophe, schwer auszuhalten. In gewisser Weise vergleichbar mit Moria: Menschliches Leid, von dem wir immer wieder grauenvolle Bilder in den Nachrichten sahen. In Bonn suchte damals eine Friedenskooperative nach Leuten, die bereit waren Flüchtlinge einzuladen und bei sich aufzunehmen.

Meine Frau und ich haben überlegt: Ja, eine Person könnten wir beherbergen. Wir kontaktierten die Initiative und bald kam ein Anruf aus Bonn: Sie hätten da eine Frau mit vier Kindern. Da wir auch eine Später habe ich verstanden, dass ich Gott beherbergt habe weiterlesen

Wenn jeder Atemzug zählt

Arroganter und fahrlässiger hätte die Bundesregierung mit Menschen mit Behinderung kaum umgehen können! All Lives Matter? Nicht für die Mehrheit im deutschen Bundestag!

Vergeblich haben Betroffene in der Protestaktion „Verhüllt“ – FÜR den Erhalt der Selbstbestimmung mit ihren eigenen Fotos darauf aufmerksam gemacht, wie es sich unsichtbar und dabei doch vor unseren Augen vollzieht, dass eine Gesellschaft auf einzelne Menschen verzichtet und sie aus dem alltäglichen Leben eliminiert.  Wenn jeder Atemzug zählt weiterlesen

Exklusive Sonderwelten

Macht Ihnen Ihre Arbeit eigentlich Spaß? Und freuen Sie sich, täglich Ihre Kollegen zu treffen? Ja? Dann gehören Sie offenbar zu den Glücklichen! Es wird Sie vermutlich überraschen, liebe Leser, dass in diesem Fall eine seltene gesetzliche Ausnahmeregelung für Sie vorgesehen ist: Da Ihnen Ihre Arbeit ja Freude macht, steht Ihnen selbstredend kein Lohn, sondern ein kleines Taschengeld zu. Ja, Sie haben richtig gelesen! Der Spaß an der Arbeit und der tägliche Kontakt mit netten KollegInnen genügt. Exklusive Sonderwelten weiterlesen

Eine neue Form von Druck

Heute hat sich die Produktion zur einzigen Lebensform totalisiert. Die Hysterie der Gesundheit ist letzten Endes die Hysterie der Produktion. Sie zerstört aber die wirkliche Lebendigkeit. (Buyung-Chul Han, Die Austreibung des Anderen)

Ich treffe so gut wie nie Eltern von Kindern mit Behinderung, die sich gut und ausreichend informiert fühlen. Wir fragen uns von einem Amt
zum nächsten und erhalten die wirklich hilfreichen Hinweise gerade nicht von den zuständigen Ämtern, Ärzten und sonstigen Anlaufstellen, sondern in Gesprächen mit anderen Betroffenen.

In einer lesenswerten Studie des Vereines für körper- und mehrfachbehinderte Menschen stieß ich auf folgende Passage über vielerorts fehlendes Informationsmaterial für junge Mütter:  Eine neue Form von Druck weiterlesen